"Die Mutter der Dummheit ist immer schwanger"

(Afghanisches Sprichwort)

Am 30.12.2023 sah ich im 3sat den Jahresrückblick von Urban Priol: "TILT 2023".

Priol lieferte wie immer brandaktuell und pointiert eine bissig-intelligente Satire der absoluten Spitzenklasse. Dabei sparte er keine Themen und öffentliche Personen aus.

Im zunehmenden Verlauf der Satiresendung kristallisierte sich Priols Fokus heraus: die zunehmende Verzagheit, die Angst und das Vogel-Strauß-Verhalten der Gesellschaft. Und der Appell, nicht nur über Probleme zu jammern, nicht nur in Meinungsblasen zu verharren und nur immer Probleme sehen (zu wollen), sondern gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Meinungsvielfalt und der gemeinsame konstruktive Diskurs - das sei Demokratie!

Was schwierig wird, wenn etablierte konservative Politiker zunehmend in populistisches Geschwafel verfallen - aber sie täten es bewusst, um das Narrative und das Framing zu fördern, um damit das rechte Spektrum zu gewinnen.

Fatal, kurzsichtig und dumm.

Dadurch bediene man eben genau das rechte Spektrum und damit das Original. Und verwischt Grenzen und reißt dadurch bereits die sog. "Brandmauern" gegen Rechts ein.

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Warum erwähne ich nun dies in diesem Blog, der sich ja dem Naturschutz widmen sollte:

im Jahr 2024 findet die Europawahl sowie z. B. Wahlen zu den deutschen Landtagen Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg statt. Und der Stimmanteil der Rechten wächst monatlich.

Auch die Anzahl bereit etablierter Rechtspopulisten in Europa wächst zunehmend: Ungarn, Niederlande, Schweden und Italien.

Und diese gesellschaftlich negative Entwicklung, Spaltung und Häme kann noch durch die mögliche Wiederwahl eines Donald Trump oder wie jetzt in Argentinien durch einen Javier Milei weiter wachsen.

Und nochmal: was hat das denn bitte mit Naturschutz zu tun?

Überaus viel, denn die Rechtspopulisten verneinen den Klimawandel oder gar die bereits stattfindende Klimakrise und sehen keinerlei Schwerpunkte ihrer Politik im Naturschutz oder in jeglicher Änderung unseres schädlichen Umweltverhaltens. Sie meinen, der Klimawandel sei natürlichen Ursprungs.

In ihren Parteiprogrammen findet man folgende Aussagen:

• verstärkter Ausbau der fossilen Ressourcen und der Kernkraftwerke,
• Beschneidung sozialer Errungenschaften,
• Förderung wirtschaftlicher Interessen,
• Abkehr von Europa hin zu rein nationalen Interessen

- also zurück in die "gute alte" Retro-Welt, in der alles doch so wunderbar funktionierte, die Welt, die Geborgenheit vermittelte und in der die Bürger:Innen kaum von Problemen bedrängt wurden.

Konkrete Beispiele des Leugnens des Klimawandels rechter Parteien zeigen uns die verstärkte Kohleförderung unter der rechten polnischen PIS oder den rigorosen Abbau des Naturschutzes in Ungarn durch vermehrte Flächenversiegelung - selbst von geschützten Naturflächen. Und die ausschließliche Nutzung von fossilen Brennstoffen.

Weltweit fundierte wissenschaftliche Untersuchungen, bereits nachgewiesene und eingetretene Tatsachen und Prognosen über die Verschlechterung unserer Umweltbedingungen werden bewusst ignoriert. "Alternative Fakten" einiger "Pseudo-Wissenschaftler" werden als Bestätigung ihrer eigenen eingeschränkten Wahrnehmung verwendet, um als Rechtfertigung ihrer undemokratischen und bewusst blinden Meinungsdiktatur zu dienen.

Aber die Negation von Problemen und das Wegschauen kann und ist nie eine Lösung. Denn Probleme, die man nicht löst, verschärfen sich und entwickeln eine meist unkontrollierbare Eigenentwicklung. Diese Probleme werden letztendlich auch die Rechtspopulisten einholen - aber dann wohl und endgültig zu spät.

Es liegt an uns und für das Wohl der kommenden Generationen, diese Entwicklungen nicht zu unterstützen, um den Bestand der Menschheit zu sichern.

Und damit wieder das abgegriffene, aber richtige Zitat:

Die Natur braucht uns nicht. Sie übersteht auch eine evolutionär falsch gelaufene Art - und sie wird Neues entwickeln.

Leben geschieht durch beständige Veränderung,  Anpassung und über Ehrfurcht vor der über Jahrtausende gewachsenen und immer wieder perfektionierten natürlichen Biodiversität.

Fritz Isenmann

"Prüfung"

Edith Breckwoldt

Bronze 2004

Standort: Hamburg,

Gedenkstelle faschistischer Gefangenenlager

Tafeltext:

Kein Mensch auf der ganzen Welt

Kann die Wahrheit ändern.

Man kann sie nur suchen,

Sie finden und ihr dienen.

Die Wahrheit ist an jedem Ort.

Dietrich Bonhoeffer